Donnerstag, 14. März 2019




Liebe Leserinnen, liebe Leser

Das neue Jahr hat schon vor einer Weile begonnen und mein neues Lebensjahr ebenso. Und damit ist der perfekte Zeitpunkt für einen Schritt gekommen, den ich lange gescheut habe, der aber eigentlich schon längere Zeit nötig gewesen wäre: Ich schliesse diesen Blog.
(Hier brecht ihr hoffentlich alle in Tränen aus, greift mit der Hand an eure Brust und brüllt euren Bildschirm an: WIE KANN SIE MIR DAS ANTUN??! Oder ihr fallt gleich in Ohnmacht. Wobei, nein, lieber nicht, denn wenn ihr rückwärts vom Bürostuhl kippt und euch den Kopf stösst, bin wohlmöglich ich noch Schuld und ich hab definitiv kein Geld für eine Millionenklage. Aber weinen dürft ihr. Kräftig. Und mir dann die vollgeweinten Taschentücher zuschicken. Dann fühle ich mich geliebt).

Nachdem ihr euch von dem Schock erholt habt, habe ich auch noch eine gute Nachricht für euch: Ich führe den Blog in veränderter Form weiter.
(An dieser Stelle brecht ihr bitte wieder in Tränen aus, diesmal in Freudentränen und schickt ein erleichtertes „Halleluja“  in den Himmel. Und tanzt durch das Zimmer. Wobei, nein, lasst das lieber sein. Nicht, dass ihr euch noch was brecht. Ihr wisst schon. Kein Geld. Millionenklage. Aber freut euch gefälligst.)

Wobei „in veränderter Form“ die falsche Formulierung ist. Eigentlich wandle ich den Blog nur in das um, was er im Grunde schon länger gewesen ist. In einen politischen Blog. Also kein Fluchen über Männer mehr. Kein Jammern mehr. Keine Einblicke mehr in mein Seelenleben. Nur noch spröde, sachliche und gefühllose Politikbeiträge, unterlegt mit farbigen Diagrammen und Budgetrechnungen und….

Nein, keine Angst, so seriös wird’s dann doch nicht. Politblog ist auch zu hoch gegriffen, weil ich schliesslich keine aktive Politikerin bin – höchstens eine Politpraktikantin, die rumtelefoniert, Flyer verteilt und Unterschriften sammelt – und auch keine Politikwissenschaftlerin. Nennen wir es einen „Spass – Politik – Blog“? Einen „Nehmt – nicht – alles – so – tierisch – Ernst – Blog?“ Mir geht es nicht in erster Linie um seriöse Berichterstattung, sondern darum, mit politischen Themen zu unterhalten.

Diesen Wunsch habe ich schon länger. Und habe deshalb angefangen die Stadtratsprotokolle zu schreiben. Nicht, weil mir langweilig ist oder weil ich den Wunsch verspüre Stadträtin zu werden oder weil ich einen Mangel an Sitzungen in meinem Leben habe. Vor ein paar Jahren habe ich mal gesagt, ich möchte, dass Politik und Kunst sich nicht immer gegenseitig ausschliessen, sondern dass man sie mehr mischt. Und irgendeinmal dachte ich dann: Warum sollte nicht ICH versuchen es zu mischen? Mit dem was ich kann, mit dem Schreiben?

Mir macht es Spass über Politisches zu schreiben. Und ich glaube, man muss diesen Spass weitergeben. Eben nicht immer alles tierisch ernst nehmen. Auch mal etwas augenzwinkernd betrachten, statt ideologisch. Mir tut das gut. Und wenn andere Freude daran finden: Umso besser. Die vielen positiven Reaktionen auf meine bisherigen Stadtratsprotokolle, aber auch auf den Blog über das Stadtpräsidentenpodium und die rasante Verbreitung meiner Zusammenfassung der Abstimmungen haben mich darin bestätigt, dass mein Talent beim Schreiben offenbar ausreicht um die Menschen zu unterhalten.

Es hatte auch zur Folge, dass auf Facebook immer mehr Freundschaftsanfragen von Leuten eintrudelten, die ich gar nicht oder nur flüchtig kannten. Weil ich mein Profil geschlossen halte, konnte der Blog nicht geteilt werden – gelesen schon, aber dafür musste man den Umweg über Google nehmen. Deshalb habe ich beschlossen, dem Blog eine eigene Facebookseite zu widmen. Und ich möchte das mit einem neuen, aufgeräumten Blog tun. Nicht, dass ich was dagegen habe, wenn sich Menschen mit mir befreunden, aber damit habe ich vermutlich eine etwas höhere Reichweite.

Als ich mit Einhornpups angefangen habe war ich – man höre und staune – 21 und wenn ich jetzt durch die Blogeinträge scrolle bin ich manchmal fast schon peinlich berührt, wie viel ich da preisgegeben habe. So irre das auch klingen mag: Das hat viel mit meiner Schüchternheit zu tun. Mir fiel es schon immer leichter mich schriftlich auszudrücken als mündlich. Daher rührte auch das Bedürfnis, mich in Blogeinträgen zu erklären. Gewissermassen war der Blog mein Sprachrohr. All die Dinge, die ich gern gesagt hätte, habe ich niedergeschrieben und ins Universum geworfen. Inzwischen bin ich an einem Punkt gekommen, an dem ich entschlossen bin, zu mir selbst zu stehen und meine Meinung offen zu kommunizieren – statt passiv aggressive Blogs zu schreiben.

Ich habe mir das lange überlegt, ob ich das wirklich tun will. Da ist die Panik davor, nicht gelesen zu werden, aber auch die Panik davor gelesen zu werden. Und dann ist da noch etwas: Ist es richtig, politisch zu berichten, wenn man selbst in einer Partei ist? Denn auch wenn es ironisch und humorvoll ist, man vertritt doch auch eine Meinung. Aber dann sagte ich mir zwei Dinge: Erstens bin ich nicht so wichtig, dass ich irgendeinen Einfluss auf die Meinung der Menschen nehmen werde und zweitens, wer ist denn schon völlig unabhängig? Wir haben alle unsere Leitfäden, unsere Abhängigkeiten, Hintergründe, kurz wir alle haben Faktoren, die uns in irgendeiner Form beeinflussen oder beeinflusst haben.

Und eigentlich habe ich doch darüber immer gejammert. Dass es mir schwerfällt zu etwas voller Überzeugung „Ja“ zu sagen, dass ich immer zweifle und hinterfrage, nie mit Leib und Seele hinter einem Parteiprogramm stehen kann, sondern immer grüble, grüble, grüble….Ich habe das immer als Schwäche empfunden, diese mangelnde Begeisterung, diese Unfähigkeit voll und ganz in einer Sache aufzugehen, mein ständiges „ja aber...“ Nur, für das Schreiben ist es ein Vorteil. Das Hinterfragen. Das Nachhaken. Das lieber zuhören als reden.
Wenn ihr also weiterhin Stadtratsprotokolle und andere – einigermassen witzige – Politbemerkungen und Politzusammenfassungen lesen wollt, seid ihr herzlich eingeladen in meinen nigelnagelneuen Blog: Fräulein Lama! Ich freue mich über jeden, der mit mir auf diese neue Reise geht. Ich hoffe, dass ich euch noch oft zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln bringen kann. Und das ihr nie den Wunsch verspürt, mir faule Tomaten ins Gesicht zu werfen…..

Damit verabschiedet sich Einhornpups und Skorpionstachel.

Und herzlich willkommen auf den neuen Blog https://fraeuleinlama.blogspot.com/

Montag, 26. November 2018

Das andere Stadtratsprotokoll III





Das Erste was mir auffiel (nachdem ich erfolgreich die Treppen hochgekeucht war, mit hohen Schuhen, wie ich hier betonen möchte, weshalb ich mein tägliches Fitnessprogramm heute einfach unter den Tisch fallen lassen werde), war das Fehlen der gutaussehenden Polizisten, die ansonsten mit mehr oder weniger grimmigen Gesichtern die Stadtratssaaltüre flankieren (sie tauchten allerdings später wieder auf. Hurra!). Das zweite war das Schild auf dem stand, man solle seine Jacken an der Garderobe lassen. Um die Wichtigkeit dieser Aussage zu unterstreichen, hat ein Ausrufezeichen offenbar nicht gereicht. Man hat gleich mehrere hinzugefügt, was der Aufforderung einen latent aggressiven Ton verlieh. Es stellt sich die Frage, warum es der Stadt so wichtig ist, dass man die Mäntel draussen lässt. Aus Angst jemand könnte eine Bombe darunter verstecken?

Die Stadtratssitzung wurde wie üblich von Urs Zurlinden (FDP), dem aktuellen Stadtratspräsidenten eröffnet. Bevor es aber zu den eigentlichen Traktanden ging, erklärte er erst einmal wie man die Mikrofone richtig benutzt. Das letzte Mal hatten einige Redner – und Rednerinnen solche Probleme damit, dass sie schlecht verstanden wurden, was natürlich für die Protokollantinnen (also die richtigen) eher schwierig war (Mikrofone sind eine eigene Wissenschaft und es können – tatsächlich – viele nicht damit umgehen. Dann beschweren sie sich, die Technik funktionierte nicht richtig und dabei reden sie einfach nicht ins Mikrofon, sondern einfach mal in die Luft.) Als ehemaliges Schier – Wieb (Langenthaler Schnitzelbank) weiss Urs Zurlinden natürlich, wie man mit den tückischen Dingern klarkommt. „Gerade hin stehen, Kopf gerade halten und möglichst nichts ablesen!“, empfahl er den Anwesenden.

Anwesend waren übrigens nicht alle. Der Fraktionspräsident von SP/GL, Roland Loser, seines Zeichens YB – Fan, weilte zum Zeitpunkt der Sitzung in Manchester (wo er sich wahrscheinlich sehr wohl fühlte), Daniel Steiner – Brütsch (EVP) dagegen, weilte im Stau (wo er sich wahrscheinlich nicht sehr wohl fühlte). Aber immerhin: Trotz der Wahlschlappe vom Sonntag war die SVP fast vollständig anwesend und wirkte – obwohl wir ja gemäss ihrer Logik gerade die Demokratie beerdigt haben – sehr fidel. Und auch die Linken hatten sich ins Parlament gewagt, trotz der Sozialversicherungsdetektivne, die zweifellos schon in den Bäumen auf sie gelauert haben…

Kurz fassen sollen sich die Redner – und Rednerinnen doch, bat Urs Zurlinden dann gleich vor dem ersten Traktandum und fast glaubte man, eine Spur Verzweiflung in seiner Stimme zu hören. Verdenken könnte man es ihm nicht. Nach den langen Diskussionen um die Erhöhung des Eigenkapitals der Haslibrunnen AG und den nicht weniger langen Debatten um die Mehrwertabgabe, stand schon wieder ein Monstertraktandum auf dem Zettel, nämlich die Totalrevision der Stadtrats – Geschäftsordnung.

Stadtpräsident Reto Müller, ging dann auch gleich beim ersten Traktandum mit guten Beispiel voran. „Unsere Kabel sind alt, wir brauchen neue“, fasste er zusammen. Es ging darum, dass es auf der Stadtverwaltung technisch gesehen noch etwas gar altmodisch zu und hergeht (immerhin haben sie funktionierende Telefone und müssen nicht per Flaschenpost miteinander kommunizieren. Man muss mit wenig zufrieden sein.) Dafür brauchte man die Bewilligung des Kredits und die Projektgenehmigung. Beiden stimmte der Stadtrat zu, so dass sich unser schönes Stadtverwaltungsgebäude nicht nur über etwas modernere Technik, sondern auch über eine neue Notbeleuchtungsanlage freuen kann. Wenn das nicht vorgezogene Weihnachten ist.

Weihnachtlich harmonisch ging es auch weiter. Das nächste Traktandum widmete sich dem Ferienheim Oberwald und der Motion von Daniel Steiner – Brütsch, die erreichen will, dass die Stadt  nicht wie bisher jedes Jahr den Unterstützungsbeitrag individuell  festlegen soll, sondern dass dieser Betrag, basierend auf einer Leistungsvereinbarung von 2019 – 2022 fixiert wird. Dem stimmten die Parteien zu, allerdings nicht ohne Kritik zu üben. So konnte sich Daniel Schick (FDP) die Bemerkung nicht verkneifen, die Rationalität sei bei diesem Geschäft nicht überall vorhanden. Zweifellos spielt der emotionale Bindung, die viele Stadträte – und Stadträtinnen mit dem Ferienheim verbinden, eine gewisse Rolle. Denn Oberwald bedeutet letztendlich Hausmutter Erika. Und wer hat nicht schon in Erikas Küche abgewaschen. Und mal ehrlich, wer will schon Erika enttäuschen?

Die Wahl eines neuen Mitglieds für die Finanzkommission als Ersatz für den ausgeschiedenen Lukas Bissegger (FDP) einstimmig. Der hochqualifizierte (O – Ton FDP) Michael Barben übernimmt den Sitz.

Und dann wurde es „baumig“. Beat Hasler (parteilos) und Mitunterzeichnende wünschten sich Bäume auf dem Badi – Parkplatz. Dies nicht nur, weil man seine Kinder sonst versehentlich in den aufgeheizten Autos knusprig brät, sondern auch, weil Bäume für ein besseres Stadtbild sorgen und es ein kleiner Beitrag zum Klimawandel wäre. Der Gemeinderat erklärte sich grundsätzlich einverstanden, so lange der Parklpatzbestand erhalten bleiben könne. Doch weil die FDP findet, man könne das Geld besser einsetzen und die SVP findet, die Bäume seien IN der Badi besser aufgehoben als VOR der Badi und die EVP findet, diese Baumfrage könne man auch dann behandeln, wenn es um die Gesamtsanierung des Schwimmbads geht, wurde die Motion schliesslich abgelehnt.

Bei den Bürgerlichen gab es allerdings Abweichler. Pascal Dietrich (FDP) und Carole Howald (JLL) zeigten ein Herz für Bäume und stimmten der Motion zu. Wahre Ents, würde ich sagen. Carole Howald hatte übrigens keinerlei Probleme mit dem Mikrofon, obwohl sie zum ersten Mal ans Rednerpult trat. Tatsächlich hätte man sie – rein vom Stimmvolumen her – für einen Moment fast mit Tamara Funiciello verwechseln können. Nur brüllte sie kein „Genossen“ ins Publikum, sondern erklärte energisch und schwungvoll die Vorzüge von Easy Vote.

Nicht nur der Gemeinderat sprach sich jedoch gegen Easy Vote aus, auch Janosch Fankhauser (SVP) zeigte sich nicht begeistert von der Idee. Er kritisiert vor allem, dass Easy Vote sich nur um die kantonalen und nationalen Abstimmungen kümmere, nicht aber um die städtischen. Und schliesslich komme es doch darauf an, die Jugend für Gemeindeabstimmungen zu gewinnen. Quasi Langenthal first. Eine Argumentation, der ich ehrlich gesagt nicht ganz folgen kann. Denn wenn man kantonal und national abstimmt ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass man auch nach dem Stimmzettel für die Gemeindeabstimmungen greifen wird. Es ist ja keine „entweder oder“ Sache.

Trotz des Widerstands wurde die Motion als erheblich geklärt. Danach machte man noch einen Abstecher ins Stadtmarketing (wo die SVP fand, dafür brauche es keine zusätzliche Stelle) und in die Badi, die eine Sanierung dringend nötig hätte, wie Pascal Dietrich betonte. Denn seit der letzten sind schon 25 Jahre vergangen (das bedeutet die ‚neue Badi‘ ist gleich alt wie ich!) und es herrsche dringender Bedarf (als Beispiel erwähnte er das Kinderbecken, wo man sich die ganze Haut aufschürfen kann. Das stimmt. Daran erinnere ich mich noch lebhaft.)

Um eine Sanierung ging es auch Daniel Steiner – Brütsch (der sich erfolgreich aus dem Stau befreien konnte), der den Neubau des Zeitnehmergebäudes im Hardstadion vorantreiben wollte. Auch die hat schon bessere Zeiten gesehen (haha, ein Wortwitz. Und ich hab ihn nicht geplant! Er ist einfach so gekommen!) und hat letzthin bei einem Wettkampf mittendrin den Geist aufgegeben (was natürlich jetzt eher unpraktisch ist). Trotz dieses dramatischen Vorfalls und der Tatsache, dass prestigeträchtige Wettbewerbe – bei einem kommt sogar das Schweizer Fernsehen vorbei - anstehen, fand das Anliegen bei einer Mehrheit der Stadträte kein Gehör.

Naja, es gibt sicher andere Bilder, die das SRF aus der „Sportstadt Langenthal“ senden kann. Wie wäre es zum Beispiel mit Kindern, die mit blutig geschlagenen Knie aus dem Wasserbecken steigen?

Und nun kam es. Das Monstergeschäft aka Totalrevision der Geschäftsordnung des Stadtrates (wenigstens ging es nicht um Zahlen. Und wenigstens konnte man die Folien dieses Mal tatsächlich lesen) Artikel für Artikel ging man durch und behandelte die einzelnen Anträge. Eine sportliche Leistung wurde hierbei von Patrick Freudiger (SVP) vollbracht, der als Sprecher des Stadtratsbüros (die die Geschäftsordnung vorbereitet haben) dauernd vom Podium runtersteigen und zum Rednerpult rennen musste, wobei seine Nase meistens so tief in den Notizen steckte, das man hin und wieder Angst hatte, er würde einen Fehltritt machen und runterpurzeln (so wie es mir passiert, wenn ich mal wieder lese und gleichzeitig gehe).

Während es bei einigen Anträgen mehr um kosmetische Änderungen ging (oder um es mit Clavadetschers Worten zu sagen, um ein kleines redaktionelles Problem), ging es bei anderen darum, ob dem Stadtrat mehr Kompetenzen eingeräumt werden oder nicht. So will das Parlament in Zukunft Einsicht in die Akten, ohne  diese zuerst von Gemeinderat verlangen zu müssen und selbstständig externe Fachpersonen beauftragen können, wenn sich in der GPK Fragen ergeben, die von den Mitgliedern nicht beantwortet werden kann. Ausserdem soll der Gemeinderat ein Geschäft nicht mehr zurückziehen können, wenn er  erst einmal Eintreten beschlossen hat, ausser der Stadtrat gibt seine Zustimmung. Zudem soll in Zukunft nicht mehr der Gemeinderat, sondern der Erstunterzeichnende (Motionär) das Schlusswort haben.

Ohne jetzt irgendwas herbeireden zu wollen: Für mich war es schon auffallend, dass EVP und FDP die eigenen Kompetenzen sehr gerne erweitern wollten, zugleich auf mögliche Einschränkungen des Parlaments (wie zum Beispiel den Zusatz, der besagt hätte, dass Vorstösse gegen Sitte und Anstand nicht erlaubt sind), immer damit reagierten, es sei ja wohl klar, dass der Stadtrat das nicht mache. Dem Gemeinderat wurde jedoch ständig mögliches Taktieren vorgeworfen (wie zum Beispiel, dass er ein Geschäft plötzlich zurückzieht, wenn es nicht so läuft wie sie wollen). Herrscht da ein grundsätzliches Misstrauen? Schlechte Erfahrungen? Oder interpretier ich da zu viel rein?

Für das Geschäft wurde eine zweite Lesung beschlossen. Diego Clavadetscher wollte diese zwar wieder abklemmen und alles in einem Guss durchbringen, doch er fand für diesen Vorschlag keine Unterstützung. Zu reden geben wird in der zweiten Lesung wohl der Antrag von Bernhard Marti (SP), der möchte, dass man eine Beschränkung der Redezeit prüft. Ich wage mich jetzt da mal ganz weit vor und sage: Das wird nicht jedem gefallen.
Und so ging die Stadtratssitzung zu Ende. Glücklicherweise noch vor Mitternacht. Dann hätte sich Aschenputtels Kutsche nämlich wieder in einen Kürbis verwandelt. Oder besser gesagt: Dann wäre eine gewisse Bloggerin wohl erst um vier oder so ins Bett gekommen und das wäre für ihre Arbeitsfähigkeit nicht gut gewesen. Sie ist nämlich schon jetzt übermüdet und erzählt völligen Quatsch.

Was sonst noch passiert ist
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   Als es um die Frage ging, ob die Mitglieder des Sekretariats auch in der Stadtverwaltung tätig sein dürfen, kippte eine Petflasche um und landete auf den Boden. Schlechtes Omen?
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   Der ordentliche Diego Clavadetscher wollte sich der Flasche erbarmen, suchte sich dafür aber den falschen Moment aus, nämlich den Moment der Abstimmung.
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     Bernhard Marti (SP) und Beatrice Lüthi (FDP) nehmen ihre Stimmkarten jeweils zum Rednerpult mit. Ob sie wohl Angst haben, dass sie sonst geklaut werden?
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    Für einen Moment hatte das Stadtparlament einen Piraten. Tinu Spotti hatte sich aus seinem Stimmzettel eine eigene Flagge gebastelt. Ahoi!
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 Helena Morgenthaler, Gemeinderätin, (SVP) beginnt Sätze gerne mit „Es isch e so.“
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   Beat Hasler verwechselte das Manuskript, merkte es aber gleich bei der Anrede. Schade. Vielleicht hätten wir sonst einen Bündnerfleischmoment gehabt.
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 Bearrice Lüthi war in Kampflaune. Als Reto Müller scherzhaft meinte, der Gemeinderat könne das Geschäft (Totalrevision der Geschäftsordnung) ja auch noch zurückziehen, meinte sie, das solle er mal probieren, das wäre sicher unterhaltsam für die Medien. Und auch von ihren Parteikameraden Urs Zurlinden und Pascal Dietrich lässt sie sich den Mund nicht verbieten. Wonder Woman!
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Urs Zurlinden verwechselte ständig die Namen von Pascal Dietrich und Patrick Freudiger. Gut gibt es im Stadtrat nicht auch noch eine Pamela oder eine Patricia oder einen Patrice.

Best of

„Wenn es heisst, die auf der Verwaltung haben eine lange Leitung, dann stimmt das.“ Stadtpräsident  Reto Müller übt sich in Wortspielerein in Bezug auf die nötige Erneuerung der Kabel im Verwaltungsgebäude.

„Vorredner – und Vorrednerinnen….also wenn es eine gegeben hätte…“ Bernhard Marti (SP) 
gerät ins Straucheln. Als Sozialdemokrat ist ihm die weibliche Form eben quasi in Fleisch und Blut übergegangen. Selbst dann, wenn sie keinen Sinn ergibt.  

„Die schauen sich 20 Minuten an und sehen mehr Werbung als  Inhalt!“ Janosch Fankhauser geht etwas hart mit der Jugend ins Gericht. Immerhin sind die Jungen dank den Gratiszeitungen immer bestens über den Verlauf der Bachelor – Staffel informiert.

„Sei es für eine juristische Sekunde oder das man noch 3 Stunden darüber reden kann. Das ist Gugus!“ Beatrice Lüthi ereifert sich darüber, dass der Gemeinderat damit beauftragt wird, wiederum das Stadtbüro zu beauftragen. Offenbar hält sie nicht viel vom viel besungenen „Ewigen Kreis“.

„Es steht auch nicht drin, dass die Stadträte und Stadträtinnen nicht in Badehosen und Bikinis in die Sitzung kommen sollen und trotzdem kommt niemand auf die Idee das zu tun.“ Na, hoffentlich hat Pascal Dietrich da jetzt niemanden auf dumme Gedanken gebracht. Wobei: Vielleicht würde man mit mehr nackter Haut auch mehr Junge anlocken? Beim Bachelor scheint es ja zu funktionieren.

„Fürsprecher…“
„Heute sagt man Anwalt, Diego!“
„Nein, heute hat man die Wahl wie man bezeichnet wird!“
Diego Clavadetscher und Bernhard Marti streiten um die richtige Bezeichnung. Die Bloggerin hat allerdings tatsächlich beim Statement von Diego Clavadetscher drei Fürsten verstanden und sich schon gefragt, wer denn hier blaublütig ist.

„Vielleicht machen wir besser eine Rechnenzeitbeschränkung“, brummt Beatrice Lüthi, weil die Stimmauszählung länger dauert als normal.

„Es hängt ein bisschen vom Alter ab, wie ermüdend das ist.“ Ein süffisanter Pascal Dietrich zu einem sichtlich genervten Urs Zurlinden.

„Wer sich enthalten will, soll halt auf dem Abtritt oder Austritt oder was auch immer!“ Noch einmal Beatrice Lüthi, die wenig Geduld hat mit Pascal Dietrich, dessen Antrag für Verwirrung sorgt.

Philosophische Frage, die sich aus der Sitzung ergeben hat: Wie kann man per Hand ungültig abstimmen? Mit einer Hakenhand? Mit dem Fuss statt mit der Hand? Oder indem man die Finger kreuzt? Man weiss es nicht….