Liebe Leserinnen, liebe
Leser
Das neue Jahr hat schon vor
einer Weile begonnen und mein neues Lebensjahr ebenso. Und damit ist der
perfekte Zeitpunkt für einen Schritt gekommen, den ich lange gescheut habe, der
aber eigentlich schon längere Zeit nötig gewesen wäre: Ich schliesse diesen
Blog.
(Hier brecht ihr hoffentlich
alle in Tränen aus, greift mit der Hand an eure Brust und brüllt euren
Bildschirm an: WIE KANN SIE MIR DAS ANTUN??! Oder ihr fallt gleich in Ohnmacht.
Wobei, nein, lieber nicht, denn wenn ihr rückwärts vom Bürostuhl kippt und euch
den Kopf stösst, bin wohlmöglich ich noch Schuld und ich hab definitiv kein
Geld für eine Millionenklage. Aber weinen dürft ihr. Kräftig. Und mir dann die
vollgeweinten Taschentücher zuschicken. Dann fühle ich mich geliebt).
Nachdem ihr euch von dem
Schock erholt habt, habe ich auch noch eine gute Nachricht für euch: Ich führe
den Blog in veränderter Form weiter.
(An dieser Stelle brecht ihr
bitte wieder in Tränen aus, diesmal in Freudentränen und schickt ein
erleichtertes „Halleluja“ in den Himmel.
Und tanzt durch das Zimmer. Wobei, nein, lasst das lieber sein. Nicht, dass ihr
euch noch was brecht. Ihr wisst schon. Kein Geld. Millionenklage. Aber freut
euch gefälligst.)
Wobei „in veränderter Form“
die falsche Formulierung ist. Eigentlich wandle ich den Blog nur in das um, was
er im Grunde schon länger gewesen ist. In einen politischen Blog. Also kein
Fluchen über Männer mehr. Kein Jammern mehr. Keine Einblicke mehr in mein
Seelenleben. Nur noch spröde, sachliche und gefühllose Politikbeiträge,
unterlegt mit farbigen Diagrammen und Budgetrechnungen und….
Nein, keine Angst, so seriös
wird’s dann doch nicht. Politblog ist auch zu hoch gegriffen, weil ich schliesslich
keine aktive Politikerin bin – höchstens eine Politpraktikantin, die
rumtelefoniert, Flyer verteilt und Unterschriften sammelt – und auch keine
Politikwissenschaftlerin. Nennen wir es einen „Spass – Politik – Blog“? Einen
„Nehmt – nicht – alles – so – tierisch – Ernst – Blog?“ Mir geht es nicht in
erster Linie um seriöse Berichterstattung, sondern darum, mit politischen
Themen zu unterhalten.
Diesen Wunsch habe ich schon
länger. Und habe deshalb angefangen die Stadtratsprotokolle zu schreiben.
Nicht, weil mir langweilig ist oder weil ich den Wunsch verspüre Stadträtin zu
werden oder weil ich einen Mangel an Sitzungen in meinem Leben habe. Vor ein
paar Jahren habe ich mal gesagt, ich möchte, dass Politik und Kunst sich nicht
immer gegenseitig ausschliessen, sondern dass man sie mehr mischt. Und
irgendeinmal dachte ich dann: Warum sollte nicht ICH versuchen es zu mischen?
Mit dem was ich kann, mit dem Schreiben?
Mir macht es Spass über
Politisches zu schreiben. Und ich glaube, man muss diesen Spass weitergeben.
Eben nicht immer alles tierisch ernst nehmen. Auch mal etwas augenzwinkernd
betrachten, statt ideologisch. Mir tut das gut. Und wenn andere Freude daran
finden: Umso besser. Die vielen positiven Reaktionen auf meine bisherigen
Stadtratsprotokolle, aber auch auf den Blog über das Stadtpräsidentenpodium und
die rasante Verbreitung meiner Zusammenfassung der Abstimmungen haben mich
darin bestätigt, dass mein Talent beim Schreiben offenbar ausreicht um die
Menschen zu unterhalten.
Es hatte auch zur Folge,
dass auf Facebook immer mehr Freundschaftsanfragen von Leuten eintrudelten, die
ich gar nicht oder nur flüchtig kannten. Weil ich mein Profil geschlossen
halte, konnte der Blog nicht geteilt werden – gelesen schon, aber dafür musste
man den Umweg über Google nehmen. Deshalb habe ich beschlossen, dem Blog eine
eigene Facebookseite zu widmen. Und ich möchte das mit einem neuen,
aufgeräumten Blog tun. Nicht, dass ich was dagegen habe, wenn sich Menschen mit
mir befreunden, aber damit habe ich vermutlich eine etwas höhere Reichweite.
Als ich mit Einhornpups
angefangen habe war ich – man höre und staune – 21 und wenn ich jetzt durch die
Blogeinträge scrolle bin ich manchmal fast schon peinlich berührt, wie viel ich
da preisgegeben habe. So irre das auch klingen mag: Das hat viel mit meiner
Schüchternheit zu tun. Mir fiel es schon immer leichter mich schriftlich
auszudrücken als mündlich. Daher rührte auch das Bedürfnis, mich in
Blogeinträgen zu erklären. Gewissermassen war der Blog mein Sprachrohr. All die
Dinge, die ich gern gesagt hätte, habe ich niedergeschrieben und ins Universum
geworfen. Inzwischen bin ich an einem Punkt gekommen, an dem ich entschlossen
bin, zu mir selbst zu stehen und meine Meinung offen zu kommunizieren – statt
passiv aggressive Blogs zu schreiben.
Ich habe mir das lange
überlegt, ob ich das wirklich tun will. Da ist die Panik davor, nicht gelesen
zu werden, aber auch die Panik davor gelesen zu werden. Und dann ist da noch
etwas: Ist es richtig, politisch zu berichten, wenn man selbst in einer Partei
ist? Denn auch wenn es ironisch und humorvoll ist, man vertritt doch auch eine
Meinung. Aber dann sagte ich mir zwei Dinge: Erstens bin ich nicht so wichtig,
dass ich irgendeinen Einfluss auf die Meinung der Menschen nehmen werde und
zweitens, wer ist denn schon völlig unabhängig? Wir haben alle unsere
Leitfäden, unsere Abhängigkeiten, Hintergründe, kurz wir alle haben Faktoren,
die uns in irgendeiner Form beeinflussen oder beeinflusst haben.
Und eigentlich habe ich doch
darüber immer gejammert. Dass es mir schwerfällt zu etwas voller Überzeugung
„Ja“ zu sagen, dass ich immer zweifle und hinterfrage, nie mit Leib und Seele
hinter einem Parteiprogramm stehen kann, sondern immer grüble, grüble,
grüble….Ich habe das immer als Schwäche empfunden, diese mangelnde
Begeisterung, diese Unfähigkeit voll und ganz in einer Sache aufzugehen, mein
ständiges „ja aber...“ Nur, für das Schreiben ist es ein Vorteil. Das
Hinterfragen. Das Nachhaken. Das lieber zuhören als reden.
Wenn ihr also weiterhin
Stadtratsprotokolle und andere – einigermassen witzige – Politbemerkungen und
Politzusammenfassungen lesen wollt, seid ihr herzlich eingeladen in meinen
nigelnagelneuen Blog: Fräulein Lama! Ich freue mich über jeden, der mit mir auf
diese neue Reise geht. Ich hoffe, dass ich euch noch oft zum Lachen oder
zumindest zum Schmunzeln bringen kann. Und das ihr nie den Wunsch verspürt, mir
faule Tomaten ins Gesicht zu werfen…..
Damit verabschiedet sich
Einhornpups und Skorpionstachel.
Und herzlich willkommen auf
den neuen Blog https://fraeuleinlama.blogspot.com/