Ich begrüsse Sie ganz herzlich zu der
heutigen Führung durch unsere schöne Hauptstadt Bern! Zuerst muss ich Sie alle
bitten sich ihre Besucherausweise gut sichtbar um den Hals zu hängen. Man
reagiert hier etwas empfindlich, wenn offensichtliche Nichtschweizer durch die
Strassen marschieren. Wer sich nicht richtig ausweisen kann, wird zur Strafe
drei Tage lang auf einen Bauernhof geschickt und darf dort Kuhfladen einsammeln
gehen bevor er schliesslich mit einem lebenslangen Einreiseverbot behangen
wird. Wir wischen die Kuhfladen immer auf, wissen Sie, damit unsere Wiesen
sauber bleiben und im schönsten Grün leuchten. Die Strafbauernhöfe stehen
übrigens unter der strengen Aufsicht von Toni Brunner, einem wirklich ganz
hervorragendem Mann, der allerdings eine kleine sadistische Ader hat. Seine
Arbeiter müssen sich den ganzen Tag seine Bauernwitze anhören. Man erzählt
sich, eine Touristin sei aus lauter Verzweiflung einmal auf einer Kuh
abgehauen. Ausserdem ist es ganz erstaunlich wie viele Strafarbeiter dort
jährlich „versehentlich“ in Misthaufen landen.
Wenn Sie alle Ihre Ausweise gut sichtbar
befestigt haben, können wir ja loslegen. Bleiben Sie dicht zusammen und bummeln
Sie bitte nicht! Wie Sie sehen, ist bei uns der Verkehr ganz ausgezeichnet
geregelt. Das liegt daran, dass unsere Justiz hart und konsequent durchgreift!
Wer dreimal bei zu schnellem Fahren erwischt wird, verliert nicht nur seinen
Führerschein, er wandert auch noch mindestens fünf Jahre ins Gefängnis! Wie?
Ja, natürlich ist es egal, um wie viel er zu schnell gefahren ist, zu schnell
ist nun mal zu schnell. Unser Land ist sehr tolerant, aber wir haben klare
Spielregeln, an die sich alle zu halten haben. Und ich kann mit Fug und Recht
behaupten, der Erfolg gibt uns Recht!
Oh, und da drüben sehen Sie übrigens gerade
eine Schulklasse! Beachten Sie die disziplinierten Reihen und die
Schuluniformen. Ja, Sie hören richtig, die Schüler singen die Schweizerhymne.
Zum einen kann man die gar nicht oft genug singen, zum anderen hält es sie
davon ab unterwegs miteinander zu schwatzen. Die Schule soll ein Ort des
Lernens sein, nicht ein Ort, an dem sich die Kinder vielleicht noch wohlfühlen. Von solchen Kuschelpraktiken hält man hier nichts. Das Leben ist nun
mal nichts für Weicheier, da müssen sie schon früh begreifen. Sie finden die
Schuluniformen ein bisschen fade? Nun, wir wollen nicht, dass die Schüler wie
eine Horde bunter Affen aussehen, sie sollen stets gepflegt und manierlich
wirken. In unserem Land sind alle gleich. Wie? Ob die Schüler denn so einen
individuellen Charakter entwickeln können? Wir sind der Ansicht, dass
Individualität der erste Schritt ins Verderben ist! Aus der Individualität
wachsen die dümmsten Ideen, wie zum Beispiel die Idee, dass Frauen ein
selbstbestimmtes Leben führen dürfen und dem Mann gleichgestellt ist. Apropos
Frauen, das ist eine reine Jungenklasse. Mädchen werden bei uns nur bis zum
fünfzehnten Lebensjahr unterrichtet. Schliesslich heiraten sie, bekommen Kinder
und kümmern sich dann um den Haushalt. Dafür brauchen sie wirklich nicht
jahrelang dem Staat auf der Tasche zu liegen. Es gibt auch Bestrebungen,
Mädchen gar nicht mehr in akademischen Fächern zu unterrichten, sondern den
Fokus auf Kochen und Nähen zu legen. Und ehrlich gesagt, wenn ich an den Frass
denke, den mir meine Frau vorsetzt, finde ich das eine vorzügliche Idee!
Auf der rechten Seite sehen Sie eines der
wenigen Theater, das wir noch haben. Kultur ist uns natürlich wichtig, aber man
darf es nicht übertreiben. Bei uns werden Sie keine nackten Menschen auf der
Bühne rumtollen sehen. Einmal im Monat wird hier ein Stück gespielt, aber nicht
von so grässlichen Autoren wie Frisch oder gar Brecht, sondern wahre
Meisterwerke aus, viele übrigens aus der Feder von Oskar Freysinger. Aktuell wird hier gerade ein Theaterstück mit
den Namen „Sturm auf das Bundeshaus“ vorbereitet. Es handelt von dem
historischen Tag an dem Blocher auf dem Geissbock Zottel reitend und mit der
Mistgabel in der Hand das Bundeshaus endgültig von diese linken Bazillen
befreit hat. Ein grossartiger Tag für die Schweiz! Ich war bei den Proben dabei
und ich kann Ihnen verraten, da bleibt die Gänsehaut nicht aus, wenn der
Blocher – Darsteller sein: „Die Schweiz den Schweizern!“, in den Saal brüllt
und sich dabei auf die Brust schlägt.
Jetzt befinden wir uns auf dem Bundesplatz.
Diese Statue übrigens stellt Christoph Blocher dar, gut zu erkennen am Amtsmantel,
der über seiner Schulter hängt und dem strengen Blick. Leider ist er kurz nach
Fertigstellung dieses Denkmals gestorben. Die Umstände seines Todes sind noch
heute ungeklärt. Angeblich ist er an einem Basler Leckerli erstickt, aber viele
sind überzeugt, dass es ein Giftanschlag gewesen ist. Wer die Frau ist, die er
da umarmt? Das ist Helvetia. Damit soll dargestellt werden, dass Blocher ein
Liebling von Helvetia war. Sehr hübsch nicht wahr? Blochers Todestag ist
übrigens ein nationaler Gedenktag.
Und das ist unser Bundesschloss. Kurz
nachdem die SVP endlich das Zepter an sich gerissen und die Schweiz in eine
glorreiche Zukunft geführt hat, hat man das alte Bundeshaus niedergerissen und
diesen prachtvollen Bau hierhergesetzt. Hier residiert unser Herr und Kaiser,
Christoph Mörgeli, der nach dem plötzlichen Tod Blochers dieses schwere Amt
übernommen hat. Was die Stange mit dem Toupet bedeuten soll? Nun, dies ist das
Zeichen, dass unser Kaiser momentan nicht in der Schweiz weilt. Bitte machen
Sie einen Knicks davor, denn es ist genauso zu behandeln wie der
Hochwohlgeborene selbst. In das Schloss können wir leider nicht. Letzthin ist
ein als Tourist verkleideter Sozialist ausgerastet und ist mit einer
Fonduegabel auf den Kaiser los, wobei er „Freiheit dem Volke“ geschrien hat.
Verrückte gibt es eben immer. Aber seitdem sind die Sicherheitsvorkehrungen
sehr streng.
Dann gehen wir mal weiter. Wie? Was aus
unserer Demokratie geworden ist? Aber, aber, da sind Sie falsch informiert!
Natürlich sind wir noch immer streng demokratisch, das ist unser höchstes Gut.
Der Kaiser wird vom Volk gewählt! Natürlich werden die Kandidaten von unserer
Partei ausgewählt, aber das geschieht nur zum Besten des Volkes. Sie haben das
Recht auf einen vernünftigen und bürgerlichen Herrn, der sie vor den
schädlichen Einflüssen des Auslandes schützt. Das Initiativrecht gibt es auch
jetzt noch. Nur müssen die Initiativen erst von der Partei abgesegnet werden.
Nein, es ist durchaus nicht so, dass wird das Volk bevormunden, wir wollen nur
nicht, dass es sich allzu übermässig mit Politik beschäftigen muss und sich auf
uns – also die Partei - verlassen kann.
Werfen Sie einen Blick auf unsere
wunderschöne Aare. Wer braucht schon ein Meer, wenn er die Aare haben kann!
Warum Sie abgesperrt ist? Nun, die Aare ist Eigentum des Kaisers. Hier dürfen
nur er und seine Getreuen gratis schwimmen, ansonsten zahlt man. Das ist eben
Wirtschaft, meine Damen und Herren! Man ist seines Glückes eigener Schmied und
nur wer sich mit viel Tatkraft und Klugheit dahinter klemmt, wird zu einem selbstständigen und geachteten
Mitglied unserer Gesellschaft.
Beachten Sie bitte auch, dass wir keine
Bettler und Strassenmusikanten dulden. Jeder muss seinen Teil dazu beitragen
und wer es nicht kann, nun, der hat hier in der schönen Schweiz auch nichts
verloren. Dafür haben wir wunderschöne Abschiebungscenter. Im Ausland sind
solche Elendsgestalten auch viel besser aufgehoben, als in der
erfolgsverwöhnten Schweiz.
Nun, meine Damen und Herren bald kommen wir
zum Höhepunkt unserer Führung: Der Bärengraben! Oder wie wir es im Volksmund
nennen: Der Sozialistengraben! Wissen Sie, es gibt immer noch solche
Unruhestifter, die beispielsweise dafür sind, dass Arbeitslose Geld bekommen,
obwohl sie eigentlich keinen Finger rühren oder wollen, dass der Arbeitnehmer
nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte hat! Lächerlich, solche abstruse
Gedanken haben unser Land an den Rand des Abgrunds gebracht. Auf jeden Fall,
wenn Gefängnisstrafen und Geldbussen nichts mehr bringen, dann werfen wir die
Sozialisten zu den Bären. Es ist ein unglaublicher Anblick, wenn so kleine studierte Klugscheisser, versuchen sich vor den Krallen dieses Raubtieres in
Sicherheit zu bringen! Nein, nein, wir bringen sie nicht um, wir lassen die
Bären nur ein bisschen an ihnen knabbern, bevor wir sie rausholen.
Bummeln Sie bitte nicht, sonst verpassen
wir die nächste Vorführung! Danach gehen wir essen, bevor wir uns dann ins
Dählhölzli aufmachen. Dort sehen Sie keinerlei exotischen Tiere, sondern gute
Schweizer Tiere wie Kühe und Schafe. Wissen Sie, wir sagen immer: In der
Schweiz haben wir alles, was es braucht um glücklich zu sein! Und glücklich
sind wir in der Schweiz, das kann ich Ihnen versichern!
Es ist eine Ehre in Utopia zu leben!
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